Der neue Meister im Porsche Carrera Cup Deutschland heißt Thomas Jäger. Im
allerletzten Rennen der Saison 2009 auf dem Hockenheimring sicherte sich der
Pilot des Teams MS Racing PZ Hamburg Nord-West den begehrten Titel. Damit
sorgte der Münchner bereits vorzeitig für das schönste Geschenk zu seinem
33. Geburtstag, den er am Dienstag (27.10) feiert. racecam.de portraitiert
den neuen Champion des Porsche Carrera Cup.
Ich bin überglücklich und total erleichtert, kommentiert ein
freudestrahlender Thomas Jäger nach 18 anspannenden Rennrunden beim
Saisonfinale in Hockenheim in die Mikrofone. Vom zweiten Startplatz ins
Rennen gegangen, reichte dem MS-Racing-Pilot am Ende ein vierter Platz, um
sich im Kampf um den Meistertitel gegen seinen stärksten Widersacher Jeroen
Bleekemolen durchzusetzen. „Ich stand riesig unter Druck, gerade auch wegen
der Wettersituation kurz vor dem Start. Ich musste rechts von der feuchten
Linie starten, bin dann auf P4 zurückgefallen und habe dann echt gekämpft“,
so der neue Champion des Porsche Carrera Cup. „Vielen Dank an mein Team und
an alle die an diesem Erfolg mitgearbeitet haben. Der Meisterschaftsgewinn
im Porsche Carrera Cup bedeutet mir sehr viel.“ Lob bekommt der Münchner vor
allem auch von seinem Rivalen. „Thomas hat sich den Titel redlich verdient.
Er ist stark gefahren und hat eine sehr konstante Saison abgeliefert,
deshalb kann ich ihm nur zur Meisterschaft gratulieren“, zeigt sich
Vizechampion Jeroen Bleekemolen unmittelbar nach seinem Sieg im letzten
Rennen des Jahres als fairer Unterlegener.
Die Grundlage legte Thomas Jäger mit einem ganz besonderen Triumph beim
zweiten Lauf auf dem EuroSpeedway Lausitz: er schrieb Motorsport-Geschichte,
indem er beim weltweit 1.000sten Carrera-Cup-Rennen vor 75.000 Zuschauern
als Sieger abgewinkt wurde. Den Pokal überreichte ihm Olaf Manthey, der 1990
den allerersten Lauf eines Carrera Cups gewonnen hatte. Beim Rennen auf dem
Norisring folgte ein weiterer Start-Ziel-Sieg und die Führung in der
Tabelle. Seine ganz eigene Art der Beweisführung, dass er beim Kampf um den
Meistertitel mitreden möchte.
Zu Beginn der Saison hatte ihn – trotz eines zweiten Platzes beim Auftakt in
Hockenheim – kaum jemand auf der Liste der Titelfavoriten. Bereits 2007 war
Jäger in den Porsche Carrera Cup Deutschland eingestiegen: Sein erstes Jahr
beendete er als Elfter des Gesamtklassements, 2008 wurde er Zehnter. Die
Geschichte zeigt, dass der Porsche 911 GT3 Cup viel Erfahrung verlangt, die
sich auch der ehemalige DTM-Pilot (2000 bis 2003) erarbeiten musste. Jäger:
„Um hier zu bestehen, musst du sehr viel tun. Man sieht das bei den Rennen,
die immer ein harter Kampf sind, sehr eng entschieden werden und
fantastischen Motorsport zeigen.“
Thomas Jägers Karriere begann 1990 mit dem Sieg bei der ADAC-Kart-Schule.
„Meine Mutter sagte immer: Lass den Schmarrn! Aber ich setzte mich durch.“
Zwei Jahre später folgte der Vizetitel bei der
ADAC-Junioren-Kart-Meisterschaft. 1995 triumphierte Jäger bei der
BMW-ADAC-Formel-Junior-Schule und erhielt eine Ausbildung bei der La Filière
Rennfahrerschule in Le Mans (Frankreich). In den Jahren 1998 und 1999
feierte er in der internationalen deutschen Formel-3-Meisterschaft vier
Siege und wechselte im Jahr 2000 als Junior in die DTM.
Trotz der Bilderbuch-Karriere hat Thomas Jäger eines nie vernachlässigt:
seine Bodenständigkeit. Das zeigte sich 2004, als er kein DTM-Cockpit mehr
bekam und sich unverzüglich zum BWL-Studium an der Universität in München
einschrieb. Jäger: „Mit Motorsport Geld zu verdienen, wird immer
schwieriger. Deshalb habe ich mich ganz klar darauf fokussiert, mir ein
zweites Standbein aufzubauen. Nur zur Gaudi fahre ich nicht im Kreis. Wenn
ich nicht mehr schnell genug bin oder der Erfolgt aus-bleibt, hänge ich den
Helm an den Nagel. Bis dahin gebe ich aber einhundert Prozent. Motorsport
ist für mich definitiv kein Hobby!“
In Zukunft möchte sich der frischgebackene Champion nicht allein auf den
Rennsport beschränken. „Dieses Jahr war meine 20. Saison“, sagt er. „Mit
diversen Fahrertrainings mache ich im Automobilbereich sehr viel und auch
mit großer Freude. Aber ich bin sehr offen für die Zeit danach. Allerdings
brauche ich ein konkretes Ziel. Nur in den Tag hinein arbeiten, das kann ich
nicht. Wenn ich etwas tue, verfolge ich es mit Konsequenz.“ Vielleicht
betreibt Thomas Jäger auch aus diesem Grund seit mehreren Jahren ein
Fahrradgeschäft in München. „Das ist eher ein Hobby von mir – und zwar für
die wenigen Minuten neben dem Leben als Rennfahrer.“